Casey
Vor 3 Wochen ist Casey bei uns eingezogen. Ich habe mir schon lange einen zweiten Hund gewünscht und es war klar, dass es ein Hund aus dem Tierschutz sein sollte. Da in keinem Tierheim im 100km Umkreis ein Hund war, der zu uns passte, schauten wir im Ausland. Wir fanden einen Hund.. und kurz vor der Ausreise wurde er auf seiner Pflegestelle von den anderen Hunden so übel zugerichtet, dass er notoperiert werden musste und keinen langen Transport mehr überstanden hätte. Zum Glück fand er in Portugal ein neues Zuhause. Doch wir standen weiter da mit dem Wunsch nach einem Zweithund. Ich habe stundenlang im Internet geschaut… und dann Casey gesehen. Diese Augen, der Blick… Text durchgelesen, Carmen Foser angeschrieben. Sehr schnell kam eine Antwort. Wir sollten es uns gut überlegen, Casey sei ängstlich, nicht stubenrein, lasse sich nicht gerne anfassen, sondern würde dann versuchen auszuweichen. Einen Tag später hatten wir genug überlegt, für uns war klar: Casey zieht zu uns! Natürlich hatten wir uns schon längst in die Kleine Maus verguckt, jedoch so realistisch wie möglich überlegt, ob wir einem ängstlichen Hund wirklich ein gutes Zuhause bieten können. Eigenes Haus, Garten, Dorf, souveräner Ersthund, Hunderfahrung vorhanden… wir fühlten uns gewappnet. Schnell kam alles hintereinander, Vorkontrolle, Ausreise… die Kommunikation war stets top, wir wurden immer auf dem aktuellen Stand gehalten und konnten uns immer mehr auf die Maus freuen.
Dann kam Casey an. Im Auto verkroch sie sich im letzten Winkel der Transportbox. Sobald sie spürte, dass ich sie ansah, schien sie noch mehr Angst zu bekommen. Zuhause angekommen wollte sie sich nicht draußen erleichtern, sondern nur Ruhe. Duschen ließ sie sich, zwar nicht allzu begeistert, aber sie roch doch arg. Danach verzog sie sich in ihre Hütte. Die ersten vier Nächte schliefen wir alle im Erdgeschoss. Mein Freund, Hund Bauke und ich im Wohnzimmer, Casey im Flur in der Hütte. Die ersten zwei Tage hat sie auch in ihrer Hütte gegessen. Danach stellten wir den Napf jeden Tag ein Stück weiter, bis er am geplanten Futterort stand. Den zweiten Tag verbrachten wir größtenteils im Garten, wo Casey sich möglichst weit von uns entfernt aufhielt und uns aufmerksam beobachtete. (Foto 1). Am dritten Tag konnten wir eine kleine Runde zwischen den Feldern gehen. Die Strecken, die Casey selbst lief, statt stehen zu bleiben oder sich im Gras zu tarnen, wurden immer länger. Sie folgte Bauke auf Schritt und Tritt. Wenn sie unsicher ist orientiert sie sich stark an ihm, immer mehr aber auch an uns. Täglich macht Casey Fortschritte, und wir sind unglaublich stolz auf sie. Eines nachts entschied Madame, dass sie nicht mehr immer nur zwischen den Feldern hergehen möchte. Seitdem können wir durchs Dorf spazieren gehen. Anfangs mit viel Angst vor allem, was Räder hat. Inzwischen sind eigentlich nur noch Motorradfahrer doof für sie. Dann die ersten Ausflüge seit einer Woche außerhalb des Dorfs – Auto fahren üben. Und Casey ist so cool! Sie erobert sich Stück für Stück ihre Welt. Meist anfangs erst unsicher, dann „tänzelt“ sie. Sobald sie merkt, dass alles in Ordnung ist, wir sie nicht irgendwo anbinden werden, sondern alle zusammen spazieren gehen und nachher auch wieder zusammen nach Hause fahren, schnuppert sie gerne überall, läuft Bauke hinterher, aber auch mal vor. Für uns war es definitiv die richtige Entscheidung, Casey gehört zu uns. Bauke und sie liegen auch beim ruhen immer näher zusammen. Nachts schläft Casey meist noch in einer zweiten kleinen Hütte im Schlafzimmer, inzwischen aber auch gerne zeitweise mal auf einem Kissen neben dem Bett. Wenn morgens mein Wecker geht kommt sie zu meiner Seite gerannt und kommt mit ihrer wedelnden Rute überall lang, sodass ihr Weg akustisch verfolgt werden kann sie liebt Streicheleinheiten..sobald ich auf sie zugehe legt sie sich seitlich hin, damit ich ihren Bauch kraulen kann. Mein Freund ist ihr Held, ihm folgt sie noch mehr. Aber kraulen kann ich anscheinend besser es gibt so viele Fortschritte, ich könnte noch ewig schreiben. Aber wir möchten Mut machen, auch ängstlichen Hunden eine Chance zu geben. Schnelle Bewegungen lassen Casey immer noch weglaufen, als wäre sie früher mal geschlagen/ getreten worden. Aber bei uns, ihren Hauptbezugspersonen, wird es immer besser. Anfangs mussten wir beim Streicheln echt still sitzen, ein Wechsel der Sitzhaltung war kaum möglich, ohne ihr Angst zu machen. Und jetzt stupst sie uns an, wenn sie ihrer Meinung nach nicht genug gekrault wird.
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